zurück
davon ist als Direktverschlüsselung bekannt. Eine Einrichtung, die den
Klartext direkt am Telegrafen oder am Funksender automatisch in den
Schlüssel umsetzt. ohne das schwächste aller schwachen Glieder
einzuschalten, den Menschen, in diesem Fall den Schlüßler. Die
Entschlüsselung lief einfach umgekehrt ab, das Gerät nahm nur den
Schlüsseltext auf und druckte ihn als Klartext aus.
Dieser >Geheimschreiber< war im Grunde ein Fernschreiber, in dem das
Schlüsseln auf dem >Baudot<- oder >Murray<-Telegrafenkode beruhte, der
keineswegs geheim war. Es war und ist im internationalen Fernschreib-
und Funktelegrafie-verkehr üblich. Der >Murray<-Kode bestand aus
zweiunddreißig Zeichen. Sie umfaßten sechsundzwanzig Buchstaben, zehn
Zahlen, die Interpunktion und Fernschreibfunktionen wie Zeilenvorschub,
Wagenrücklauf, Letternabstand sowie Buchstaben- und Zahlenumschalter.
Um all dies mit zweiunddreißig Zeichen erreichen zu können, wurden die
Zeichen mit einem Umschalter zweimal benutzt, der untere tastete die
Buchstaben, der obere die Zahlen, Zeichen und Fernschreibfunktionen.
Jedes Zeichen bestand aus fünf Stromschritten gleicher Länge,
üblicherweise 20 Millisekunden. (Um genau zu sein: der Kode bestand aus
7Y2 Stromschritten, mit einem Startimpuls und 1% Stoppimpulsen für den
Fernschreiber. Da diese für alle zweiunddreißig Zeichen gleich waren,
beeinträchtigten sie den Schlüsselvorgang nicht.) Es gab nur zwei
mögliche Stellungen: >Kontakt geschlossen< oder >Kontakt geöffnet< oder
noch einfacher >an< oder >aus<. Der Buchstabe >A< im >Murray(- Kode
lautete: >an, an, aus, aus, aus<.
Das Wesentliche des >Murray<-Kodes besteht darin, daß es sich um ein
binäres Zahlensystem handelt, nach dem Digitalrechenvorgänge möglich
sind. Die Firma Siemens war keineswegs die erste, die es anwandte. 1917
hatte Gilbert Vernam. ein Versuchsingenieur der amerikanischen Telefon-
und Telegrafen-Gesellschaft. einen Maschinenschlüssel entworfen, der auf
dem Telegrafenkode aufbaute. Er verband die Zeichen vom Fernschreiber
mit einem Chiffrierschlüssel, der aus einem fünfreihigen Lochstreifen
bestand, in den in beliebiger Reihenfolge bis zu fünf Löcher (Zeichen)
eingestanzt werden konnten. Den Schlüsseltext erhielt man, wenn man die
Zeichen von Maschine und Lochstreifen addierte. Vernam entwickelte eine
einfache Regel für die Addition:
an + an = aus
an + aus = an
aus + an = an
aus + aus = aus
Setzte man statt >an< 1 und statt >aus< 0, zeigt nachstehendes Beispiel
das Prinzip:
Klartext |
11000 |
A geheinzuhaltende Information |
Schlüssellochstreifen |
01101 |
P
Schlüssel geheim |
Geheimtext/Schlüsseltext |
10101 |
Y
offene Übermittlung |
Klartext 11000 (A)
Lochstreifen 01101 (P)
Schlüsseltext 10101 (Y)
Also ist A + P = Y.
Dieser Schlüssel war ausreichend sicher, erforderte jedoch einen
Lochstreifen, der so lang war wie der verschlüsselte Text zum Senden und
zum Empfangen. So konnte er zu jener Zeit nicht als praktische Lösung
angesehen werden (obwohl er in abgeänderter Form als Heeresschlüssel
>SIGTOT< der US-Array im Zweiten Weltkrieg wieder eingeführt wurde).
Der deutsche >Geheimschreiber< erforderte keinen Lochstreifen und hatte
deshalb auch nicht die Nachteile des Vernam-Verfahrens. Er war der
>Enigma< tatsächlich nicht unähnlich, weil er Walzen zum Verschlüsseln
der Zeichen verwendete. Es
358
weiter